So lautete der Titel des SPIEGEL-Interviews mit Pierre Servent. Mehr zur Person Pierre Servent und dem Interview siehe Einleitung in Beitrag 27.
Einen weiteren kurzen Ausschnitt aus diesem Interview:
SPIEGEL: «Herr Servent, Sie zitieren gern … Antonio Gramsci, um die aktuelle Weltlage zu beschreiben: ‹Die alte Welt stirbt gerade, die neue lässt auf sich warten und in diesem Hell-Dunkel kommen nun die Monster zum Vorschein›. Gramsci schrieb dies in den 1930er-Jahren. Ist die Lage heute wirklich ähnlich düster?»
Servent: «… Wir haben es schon seit Langem mit einer geopolitischen Landschaft zu tun, die von einer Serie von Krisen erschüttert wird: von Wirtschaftskrisen, der Einwanderung, dem Terrorismus, von Kriegen, dem Klimawandel, der Pandemie. Die historische Erfahrung zeigt, wenn es zu solchen Erschütterungen kommt, wird Angst zu einem bestimmenden Motiv. Diese Angst ruft in bestimmten Teilen der Bevölkerung das Bedürfnis nach starken Figuren, nach einem selbst ernannten Messias hervor, der ihnen einfache Lösungen anbietet. Ich nenne das die neue Lust auf Tyrannei und Barbarei».
Gedanken aus biblisch-prophetischer Sicht: Es ist die Bibel in ihren Apokalypse-Texten, welche schon ab ca. 600 v. Chr. im Daniel-Buch und in der Offenbarung des Johannes (ca. 95 n. Chr.) davon spricht, dass sich das Phänomen der selbst ernannten Messiasse zum Ende der Zeit hin verdichten wird. Diese Texte skizzieren global agierende Despoten. Sie werden in der biblisch-apokalyptischen Sprache auch als «Hörner» (= Zeichen ihrer Macht) beschrieben. Oder als Personen, die sich «Gottgleichheit» anmaßen. Mit noch mehr Hybris: Sie sehen sich als Anti-Gott, was in den Bibeltexten von Johannes zum Wort «Antichristus» führte. Wie ist es möglich, dass solche Figuren die Weltdominanz übernehmen? Servent im Spiegelinterview: «… Angst ruft in bestimmten Teilen der Bevölkerung das Bedürfnis nach starken Figuren, nach einem selbst ernannten Messias hervor, der ihnen einfache Lösungen anbietet». Damit bestätigt ein Denker unserer Zeit exakt das, wovon die Bibel in ihren prophetischen Texten schon lange im Voraus schrieb. Zwei Beispiele: In Matth. 24,6 (in der Endzeitrede von Jesus) wird dieses zukünftige «Erschrecken» angedeutet. Offb 6,15–17 skizziert am Schluss der Siegelgerichte das Erschrecken einer globalen Menschheit im Angesicht dessen, was mit und auf unserem Planeten passiert. Entsprechend dann die gottähnliche «Anbetung» des einen grossen Führers (Antichristen) und seinem Helfer (dem falschen Propheten) in Offb 13. In diesem Kapitel 13 der Offenbarung taumelt eine von Angst gelähmte Menschheit geradezu in die Armen der letzten globalen Despoten, Weltenretter und menschlichen Messiasse: «Vers 3 … Und die ganze Erde wunderte sich über dem Tier (wunderte sich über dem Antichristen-Monster), 4 und sie (die Menschen) beteten den Drachen (Satan, Teufel, Dämonie) an, weil er dem Tier (dem Antichristen) die Macht gab, und beteten das Tier an und sprachen: ‹Wer ist dem Tier gleich und wer kann mit ihm kämpfen (= messianische Allmachts-Dimensionen)?› 6 … und es wurde ihm Macht gegeben über alle Stämme und Völker und Sprachen und Nationen (global). 8 Und alle, die auf Erden wohnen, werden ihn anbeten … Und ich sah ein zweites Tier (den falschen Propheten) aufsteigen aus der Erde; das hatte zwei Hörner wie ein Lamm und redete wie ein Drache. 12 Und es übt alle Macht des ersten Tieres aus vor seinen Augen und es macht, dass die Erde und die darauf wohnen, das erste Tier anbeten …».
Anwendung: Wir können unsere Zeit besser verstehen, wenn wir die grossen Linien der biblischen Apokalyptik kennen. Dadurch können wir unsere Zeit aber auch gelassener einordnen, da wir wissen, biblische Apokalyptik enthüllt nach dem Düsteren einen globalen und gewaltigen Neuanfang ab der vor uns liegenden Wiederkunft von Jesus Christus (Offb 19) – und das spendet Licht, auch in dem sich einnachtenden Weltgeschichte. Achtung: Dieses Einnachten der Geschichte passiert nicht schlagartig und abrupt, sondern in ihrem Verlauf wie Wehen: Auch die Geschichte vor uns wird sich zwischendurch immer wieder entspannen, verkrampft sich aber danach erneut und noch heftiger – bis hin zur Geburt des Neuen. Siehe dazu Matth 24,8 / Mark 13,8 / 1. Thess 5,3.
Ich werde immer wieder gefragt «Wo stehen wir nun?» Als Antwort wird ein genauer Zeitplan erwartet, den ich aus dem Vergleich des Weltgeschehens mit der Bibel herleite. Aber nur in den aller wenigsten Fällen ist so eine Antwort möglich. Und das oft erst im Nachhinein. (Siehe dazu auch Beitrag 25). Was wir jedoch sagen können: Das globale Weltgeschehen vernetzt, verkompliziert und verheddert sich zunehmend an globalen und zugleich systemrelevanten Punkten hin zu Kipppunkten, die verheerende Dominoeffekte auslösen werden: Noch mehr Aufrüstung, noch verheerendere Waffen, noch mehr Krieg, noch mehr Völkerwanderungen, noch mehr Machtmissbrauch, noch mehr Klimaextreme, noch mehr und neue Gesundheitsbedrohungen, noch instabilere psychische Kräfte der Menschen, usw. Diese Dichte und Wucht an Dominoeffekten sind dann bloß einzelne Phänomene – nicht alle in der Bibel im Voraus beschriebene –, welche den Ruf nach der großen, globalen, «einfachen Weltlösung» provozieren = den Ruf nach den großen Erlösern, den «Messiassen». Da diese Kipppunkte global sind und deshalb auch global kippen werden, werden auch nur global agierende «Retter» und Systeme die Massen an sich reißen. (Siehe auch «Lichter in der Nacht» / Teil 1 / S 89–100).
Und so ruft uns Jesus Christus am Schluss seiner Endzeitrede zu: «Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, dann seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht» (Luk 21,28). Gemeint ist die Erlösung durch den richtigen, den wahren Messias Jesus Christus.
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