Beitrag 70: Die fünf ABER, um Daniel 2,21 zu ergänzen
- René Christen
- 31. Juli
- 3 Min. Lesezeit

Dies ist eine Fortsetzung von Beitrag 69.
Einleitend erneut den Text aus Daniel 2,21: «… Gott setzt Könige ab und setzt Könige ein; er gibt den Weisen Weisheit und Erkenntnis den Einsichtigen.» (siehe auch Johannes 19,11)
1. ABER: Geschenkte Weisheit ist keine Garantie für permanente Weisheit
Daniel 2,21 spricht im zweiten Teil davon, dass Gott den Weisen Weisheit schenkt. Doch Weisheit ist kein statisches Gut. Sie ist ein Geschenk – eines, das gepflegt, geschätzt und aktiv gelebt werden muss. Ein Mensch kann diese Gabe vernachlässigen oder ins Gegenteil verkehren. Ebenso gilt: Auch die von Gott eingesetzten «Könige» sind aufgefordert, ihre Aufgabe mit Weisheit zu erfüllen – ihre Macht zu pflegen, sie verantwortungsvoll, demütig und im Dienst für das Volk zu gestalten. Sie dürfen sich nicht als narzisstische Herrscher verstehen, sondern dem Volk dienend vorangehen. Die Geschichte – auch die biblische Geschichte – lehrt uns, dass die von Gott anvertraute Macht oft in den Missbrauch entartete.
Salomo, einst der weiseste aller Könige, ist eines der frappantesten Beispiele dieser Entartung. Er begann seine Herrschaft mit Weisheit, Demut und Gottesfurcht – aber ließ sich später durch Macht, Luxus und seine vielen Ehen mit heidnischen Frauen vom Weg Gottes abbringen und wandte sich Götzen zu. Seine Lebensgeschichte ist ein tragisches Beispiel dafür, dass geschenkte Macht und Weisheit nicht automatisch lebenslang bewahrt bleibt, sondern dass geistliche Einsicht und Treue dauerhaft gepflegt werden müssen. Bibeltexte, die Salomos Entwicklung illustrieren: 1. Könige 3,12–13 / 11,1–4 / 11,9–13
2. ABER: Der Fall Sauls – wenn Berufung nicht vor Versagen schützt
Ein weiteres dramatisches Beispiel ist König Saul. In 1. Samuel 9,17 bezeugt Gott über ihn: «Sieh, das ist der Mann! Über ihn habe ich dir gesagt, dass er mein Volk regieren soll.» Doch bald danach beginnt Sauls geistlicher und moralischer Niedergang (1. Samuel 13–28). Trotz göttlicher Berufung wird er stolz, ungehorsam und vom Heiligen Geist verlassen. Schlussendlich geht er zu einer Totenbeschwörerin nach Endor und sucht Antworten bei ihr – so tief war Sauls Fall (1. Samuel 28). Ein Mandat von Gott bedeutet nicht automatische Treue. Sauls Tragödie zeigt: der Beginn mit Gott ist kein Garant für ein gutes Ende.
3. ABER: Jesus schüttelt entsetzt den Kopf
Jesus widerspricht dem herrschsüchtigen Umgang mit Macht deutlich: «Die Könige herrschen über die Völker wie Tyrannen, und die Machthaber unterdrücken, wen sie können. Aber gerade so soll es bei euch nicht sein …» (Matthäus 20,25-26). Leiterschaft bedeutet nicht Dominanz, sondern Dienst. Wahre Autorität zeigt sich in Demut, nicht in Herrschsucht. Gott setzt zwar ein – aber er fordert auch Rechenschaft über die Art der Ausübung von Macht.
4. ABER: Gott klagt an – wenn Führer ohne ihn regieren
In Hosea 8,3-4 erhebt Gott schwere Anklage gegen Israel: «Eigenmächtig haben sie Könige und Führer über ihr Volk eingesetzt. Ohne mich, den Herrn, zu fragen.» Selbsternannte Herrscher – nicht von Gott berufen – können das Volk ins Verderben führen. Dieses Urteil zeigt: Nicht jede Regierung, die existiert, ist automatisch gottgewollt im Sinne von gutgeheißen. Gott lässt geschehen – aber das ist nicht dasselbe wie gutheißen.
5. ABER: Auch der Feind setzt Mächte ein
Offenbarung 13,2 zeigt eine erschreckende Wahrheit: «Und der Drache gab ihm (dem Antichristus) seine Kraft und seinen Thron und große Macht.» Gemäss Offenbarung 12,9 ist Satan, der Teufel, die alte Schlange, dieser Drache. Der «Drache» – Satan – hat offenbar Macht, politische Systeme zu prägen. Offenbarung 12,9 beschreibt ihn als den, der «die ganze Menschheit verführt». Nicht jede Macht auf Erden ist von Gott inspiriert. Manche sind dämonisch motiviert. Auch wenn Gott die letzte Autorität hat, so kann sich das Böse innerhalb der Grenzen göttlicher Zulassung vorläufig noch austoben.
Fortsetzung siehe Beitrag 71
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