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Beitrag 21: Überblick bis ans Ende der Zeit (Endzeitrede von Jesus, Teil 6)

Aktualisiert: 26. Jan.


Dieser Beitrag ist die Fortsetzung von Beitrag 20.


Die 2. Antwort in der Endzeitrede von Jesus ist eine Teilantwort auf die 2. Frage der Jünger: «Wann kommst du (Jesus) wieder und an welchem Zeichen werden wir dein Wiederkommen erkennen?» Zudem ist sie eine Teilantwort auf die 3. Frage der Jünger: «An welchem Zeichen werden wir erkennen, dass die Weltzeit zu Ende geht?» Hier stossen wir auf die Aussagen von Jesus, die wir heute in Anlehnung an Matth 16,3 die «Zeichen der Zeit» nennen.

Jesus antwortet den Jüngern zuerst damit, dass er ihnen einen groben Überblick ab dem Zeitpunkt, als Jesus mit ihnen über diese Themen sprach bis ans Ende der Zeit gab. Das ist die Zeit ab den frühen 30er Jahren n. Chr. bis ans Ende der Zeit. Diesen Überblick lesen wir in Matth 24,4–14 und in den Paralleltexten Mark 13,5–13 / Luk 21,8–19.

Alle drei Texte sehen am Horizont das Ende der Zeit. Mitten in ihrem Auflisten dessen, was ihnen Jesus über bevorstehende Ereignisse sagte, schieben sie den Satz ein, aber «es ist noch nicht das Ende» (Matth in Vers 6 / Mark in Vers 7 / Luk in Vers 9). Damit deuten sie indirekt an, dass dieser prophetische Überblick von Jesus das Ende der Zeit am Horizont tatsächlich anvisiert. Es begegnet uns in diesen Bibeltexten zudem der Satz, dass wir «ausharren sollen bis am Ende» (Math in Vers 13 / Mark in Vers 13). Damit wird auch hier als Horizont das Ende der Zeit angedeutet. Matthäus wird am Schluss seines Aufschreibens dessen, was er von Jesus hörte, noch konkreter: Nach der längeren Liste der tragischen Ereignisse vor uns schreibt er: «… und dann wird das Ende kommen». Damit ist der anvisierte Zeithorizont eindeutig definiert. Die «Zeit» hat einen Anfang UND ein Ende. Es ist das Ende unserer Zeit! Was allgemein mit «Ende» übersetzt wird, kann auch mit «Ziel» oder «Erfüllung» übersetzt werden = die Zeit ist zu ihrem Ziel gekommen, sie hat ihre Aufgabe erfüllt – danach kommt eine neue Zeit.

Dass sich diese Ereignisse – diese «Zeichen der Zeit» – zum Ende der Zeit hin wellenförmig, wie Wehen in ihrer Häufigkeit und Heftigkeit, steigern, sagt Matth 24,8 / Mark 13,8 / 1. Thess 5,3. Danach kommt das Ende der Zeit. Das Ziel ist erreicht. Nach den Wehen wird geboren: eine neue Zeit wird geboren.

Wiederum liste ich die einzelnen Aussagen von Jesus auf, indem ich die Bibeltexte zitiere (fett markiert) und diese erkläre. Ich zitiere primär den Text wie er uns von Matthäus in Matth 24,4–14 überliefert ist und verweise auf die Paralleltexte in Markus und Lukas.


«Seht zu, dass euch nicht jemand verführe. Denn es werden viele kommen unter meinem Namen und sagen: ‹Ich bin der Christus, und sie werden viele verführen›». Matth 24,4.5.11 / Mark 13,5.6 / Luk 21,8.

Das griechische Wort für «verführen» kann übersetzt werden mit irreführen, täuschen oder betrügen. Folglich werden im Lauf der Geschichte viele faszinierende «Retter» auftreten. Aber diese können irreführen, täuschen, betrügen. Nicht alles, was glänzt, ist Gold! Das können religiöse Führer, religiöse Systeme, irgendwelche Ideologien, Beziehungen, Weltordnungen oder Resets sein. Das müssen nicht Personen sein, die als Christusse im christlichen Sinn oder als neue Jesusse auftreten. Denn «Christus» – jene Bezeichnung, auf welche der obige Text hinweist – ist eine Amtsbezeichnung. Ein Titel. Direkt aus dem Griechischen übersetz heisst das Wort «der Gesalbte», «der Messias». Zurzeit der Bibel wurden z.B. Prieser und Könige durch eine Salbung mit Öl feierlich in ihr Amt eingesetzt (2. Mo 29,7 / 1. Sam 10, 1 / 1. Sam 24,7). Sie waren danach Gesalbte. Folglich werden noch viele Figuren «gottähnlich» als Weltretter auftreten. Das muss nicht zwingend eine christlich-religiöse Person sein. Das können auch autokratisch-diktatorische Führer, «Retter», Systeme oder Weltordnungen, usw. sein.

Hoch interessant ist, dass dieses Verführen durch irreführende Machtpersonen oder Machtsysteme an der Spitze der Aufzählung dieser Endzeitzeichen steht. Erstaunlich ist auch die Aussage: «sie werden viele verführen». Die Not der Welt wird zunehmend so gross werden, dass man diesen Führern und angeblich rettenden Systemen als Masse unterwürfig folgen wird. Deshalb die dringende Warnung von Jesus an seine Jünger: «Seht zu!». Will heissen: gebt acht, durchschaut die Situation, passt auf!

«Ihr werdet hören von Kriegen und Kriegsgeschrei.» Matth 24,6a / Mark 13,7a / Luk 21,9a.

Gemäss diesem Überblick und Ausblick von Jesus bis ans Ende der Zeit wird es Kriege geben. Solche hat es zwar schon immer gegeben. Deshalb sagt Jesus ja, dass diese «noch nicht das Ende» markieren. Aber wie Matth 24,7a andeutet, werden sich diese zum Ende hin massiv steigern. «Kriegsgeschrei» kann in seiner umfassenderen Bedeutung mit Kunde, Nachricht oder Gerücht übersetzt werden. Will heissen, dass man in den Nachrichten zunehmend davon hört. Dieses «ihr werdet hören» setzt auch ein weltumspannendes Informationssystem voraus – was für uns heute schon selbstverständlich ist!

«Seht zu und erschreckt nicht! Denn es muss geschehen. Aber es ist noch nicht das Ende.» Matth 24,6b / Mark 13,7b / Luk 21,9b

Kriege und Kriegsgeschrei sind gemäss Jesus noch nicht das Ende der Zeit! Auch nicht Grund, zu erschrecken. Das ist zwar leichter gesagt als getan! Aber Angst soll mit dem Wissen, dass Jesus diese Situation kennt und mit einem bibelfundierten Blick nach vorne und nach oben, überwunden werden (Joh 16,33 / Luk 21,28).

«Denn es muss geschehen» deutet an, dass es das Kriegstreiben als innewohnende (inhärente) Folge leider geben wird. Damit weist der Bibeltext erneut auf das Loslassen Gottes hin = Gott lässt das Böse ausreifen. Er überlässt die Geschichte der Menschheit dem tragischen Zerfall – aber wird danach gewaltig Neues schaffen. Die Formulierung, dass das «geschehen muss» weist somit nicht auf einen Gott hin, der Kriege einfach so als Strafe und Gericht lanciert, sondern deutet an, dass Gott «kopfschüttelnd» im Voraus sieht, zu was die Menschheit ohne Gott fähig sein wird. (Siehe Lichter 2, Anhang D).

«Denn es wird sich Nation gegen Nation erheben und Königreich gegen Königreich.» Matth 24,7a / Mark 13,8a / Luk 21,10

Dieses «Denn» am Anfang des Satzes will sagen, dass «sicherlich», «allerdings» oder «freilich» noch viel mehr Kriege kommen werden, je mehr die Geschichte der Menschheit ihrem Ende entgegengeht.

Der Text weitet jetzt unseren Blick auf das globale Geschehen: Es wird ein Volk gegen das andere aufstehen. Mit «Volk» sind Nationen oder Volksgruppen gemeint (griechisch = ethnos = Ethnie = Volksgruppe). Sie «erheben» sich gegeneinander = kriegerische Aufstände und Machtansprüche der Völker untereinander und gegeneinander.

Und es kämpft «Königreich gegen Königreich». Damit werden weniger die verschiedenen Völker und ihre Regenten angedeutet, sondern die Staaten als «Königreiche» an sich. Es sind die Staaten, ihre Systeme und Ideologien, welche aufstehen und damit gegen andere kriegerisch um die Vormachtstellung kämpfen. Das können Bürgerkriege oder Kriege von Nationen gegen Nationen sein. Da der Blick in diesem Text globale Dimensionen andeutet, kann es auch ein Zusammenschluss oder eine Allianz von Staaten sein, die gegen andere Allianzen um die globale Vormachtstellung kämpfen.

Spätestens jetzt merken wir, dass hier nicht der Jüdische Krieg 66–73 bzw. 132–135 n. Chr. gemeint sein kann (siehe Beitrag 19), so wie die solche Texte gerne verstehen wollen (zu «Präteristen» siehe Lichter 2, S 12). Nein, hier geht es um einen Überblick des zukünftigen globalen Geschehens bis ans Ende der Zeit.

«und es werden Hungersnöte sein» Matth 24,7b / Mark 13,8c / Luk 21,11b

Ich weise hier bloss auf eine einzelne Spirale hin, wie sich solche Hungersnöte entwickeln können: Kriege > gedrosselte, zerstörte, eingestellte Produktionen > Lieferkettenprobleme > Verknappung von Roh- und Treibstoffen > Sanktionen und Boykotte > Ausnutzen der Situation durch Preistreibende > «teure Zeiten» > das wiederum führt je nach Land und Einkommen zu Hunger und oft zu neuen Kriegen! Und so dreht die Spirale weiter ins Elend.

«und Erdbeben hier und dort.» Matth 24,7c / Mark 13,8b / Luk 21,11a

Ich weise hier nur auf eines von vielen dramatischen Szenarien unserer Zeit hin und frage: Was wird wohl das zunehmende Abschmelzen der Polarkappen und damit verbunden der Anstieg der Meeresspiegel auf das globale Gleichgewicht unseres Planeten Erde haben? Da werden laut den Experten enorme Kräfte verschoben, und als Folge können sich die tektonischen Platten bewegen. Entsprechend würde die Erde kräftig beben. Oder führt das sich abzeichnende Szenario zu einem Polsprung mit all seinen die Erde durchrüttelnden Folgen? Jesus sah in seinem prophetischen Blick bis ans Ende der Zeit schon damals diese gewaltigen Zerstörungskräfte. Und er machte die Jünger aufmerksam, dass diese Erdbeben global sein werden: «bald in diese Gegend und bald in jener».

«und es werden Seuchen geschehen» Luk 21,11c

Lukas ergänzt in seinem Text, dass Jesus neben Hungersnöten und Erdbeben auch auf Seuchen hinwies. Das griechische Wort für «Seuchen» (loimoi) heisst in seiner Grundbedeutung «tödliche Krankheiten». In Anlehnung an die Geschichte der Menschheit kann dieses Wort deshalb sehr wohl mit «Pest» oder «Seuche» übersetzt werden. Lukas bemerkt zu dieser Bedrohung, dass auch diese «bald in diese Gegend und bald in jener» auftauchen wird = global. Covid war wohl bloss eine der Wehen. Eine Vorwehe im Vergleich mit dem, was da noch auf uns zukommt. Siehe dasselbe Wort «Pest» auch in Offb 6,8.

Zwischenbemerkung: «Das alles aber ist der Anfang der Wehen.» Matth 24,8 / Mark 13,8d (1. Thess 5,3)

An dieser Stelle erfolgt eine Zwischenbemerkung von Jesus an seine Jünger: «Alles, was ich euch nun prophetisch voraussage, hat einen Anfang.» Damit deutet er seinen Jüngern aber auch an, dass sich diese Zeichen der Zeit zum Ende hin wellenförmig, wie Wehen in ihrer Häufigkeit und Heftigkeit, steigern werden. Auch in Lukas 21,28 erklärt Jesus, dass es einen Anfang dieser Phänomene gibt: Sie «fangen an zu geschehen». Will aber auch sagen: Es gibt eine Fortsetzung, eine Steigerung, ein Ende.

«Dann werden sie euch der Bedrängnis überantworten und euch töten. Und ihr werdet gehasst werden um meines Namens willen von allen Völkern. Ihr aber seht euch vor! Sie werden euch den Gerichten überantworten, und in den Synagogen werdet ihr geschlagen werden, und vor Statthalter und Könige werdet ihr geführt werden um meinetwillen, ihnen zum Zeugnis.» Matth 24,9 / Mark 13,9.13a / Luk 21,12.17

Dieses «Dann» am Anfang des ersten Satzes verstehen wir richtigerweise so, dass es an die vorausgehende Aussage «Das alles aber ist der Anfang der Wehen» andockt. Will heissen: Wenn diese Wehen heftiger, und damit auffälliger werden, «dann» kommt auch noch die Verfolgung der Christen dazu. Christen werden getötet, gehasst, juristisch verfolgt («den Gerichten überantwortet»), geschlagen. Dass hier die Synagogen als Folterort erwähnt wird, hat damit zu tun, dass Jesus hier zu Judenchristen (zu messianischen Juden = Jesus Gläubigen Juden) spricht. Demzufolge wird das ultraorthodoxe Judentum zunehmen, denn diese bekämpfen die zu Jesus konvertierten Juden schon heute am aggressivsten. Exakt vor all diesen Richtern, Statthaltern und Königen werden die Christen wichtige Zeugen für Jesus Christus sein! Auch diese Wehe der Christenverfolgung wird ein globales Phänomen sein, denn wir lesen: «Und ihr werdet gehasst werden um meines Namens willen von allen Völkern». (Mehr dazu siehe Lichter 1 zu Offb 6,9–11/ Offb 12, 13–17 / Offb 13,10)

«Und wenn sie euch hinführen und überantworten werden, so sorgt euch nicht vorher, was ihr reden sollt; sondern was euch in jener Stunde gegeben wird, das redet. Denn ihr seid es nicht, die da reden, sondern der Heilige Geist.» Mark 13,11 / Luk 21,13–15.18

Was für einen gewaltigen Trost! Und wie unermüdlich ist Jesus dabei, uns zu ermutigen. Mitten in den ernstesten prophetischen Erklärungen über das Ende der Zeit, ermutigt er. Ermutigung ist sein Ziel. Nicht Angst und Schrecken!

«Dann werden viele zu Fall kommen und werden sich untereinander verraten und sich untereinander hassen» Matth 24,10. Die Paralleltexte in Mark 13,12 und Luk 21,16 ergänzen: «Und es wird ein Bruder den andern zum Tod überantworten und der Vater das Kind, und die Kinder werden sich empören gegen die Eltern und werden sie zu Tode bringen.»

Durch die Verfolgung der Christen, wird aus dem Miteinander ein Gegeneinander. Zuerst werden viele «zu Fall kommen». Das griechische Wort meint, dass sich die Christen am Christlichen ärgern und Anstoss nehmen. Kombiniert mit Matth 13,21, wo dasselbe griechische Wort verwendet wird, kann man davon ausgehen, dass viele ihren Glauben aufgeben. In Matth 13,21 fällt besonders auf: Das Wort Gottes hat bei ihnen keine Priorität und damit auch keine Überzeugungskraft mehr. Der bibelkritische Liberalismus ist ihnen angenehmer und weniger anstössig! Und so werden sie sich untereinander verraten und hassen. Bis in die Familien hinein wird Hass und Spaltung vordringen.

Matthäus wiederholt hier nochmals, was er schon in den Versen 4 und 5 sagte: «… und viele falsche Propheten werden aufstehen und werden viele verführen» Matth 24,11.

Bibelkritisches, Postevangelikales und inhaltliches Zurechtbiegen der Bibelworte sollen das Ärgern am Wort Gottes neutralisieren. Diese Scene wird offensichtlich dominieren, denn es werden «viele falsche Propheten» sein und diese werden «viele verführen». Aber damit wird Gottes Reden und dadurch Gott selbst massiv angegriffen. Warnende, aber seelsorgerliche Texte zu diesem Endzeitphänomen siehe 2. Tim 4,2–4 / 2. Thess 2, 7–12 / Offb 22,18.19.

«Und weil die Missachtung des Gesetzes überhandnehmen wird, wird die Liebe in vielen erkalten.» Matth 24,12

Da das Wort Gottes und seine gesetzten Ordnungen («Gesetze») liquidiert werden, wird das seine innewohnenden (inhärenten) Folgen haben: Es wird in den Kirchen und Gemeinden kalt. Die Liebe untereinander, der Zusammenhalt, das Füreinander wird erkalten. Und das «in vielen»!

«Wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird gerettet.» Matth 24,13 / Mark 13,13b / Luk 21,19

Erneut deutet Jesus hier den zeitlichen Horizont seines Überblicks an: Er reicht von damals bis ans Ende der Zeit. Das griechische Wort für «ausharren» kann auch übersetzt werden mit «unter etwas bleiben», erdulden, aushalten, standhalten, dranbleiben.

«Auch werden Schrecknisse und vom Himmel her große Zeichen geschehen.» Luk 21,11.d

Nur Lukas macht hier schon den Hinweis auf «Schrecknisse» und «große Zeichen» vom Himmel her. Aber diese müssen wir gemäss den Texten von Matthäus und Markus wohl eher den Phänomenen rund um die sichtbare Wiederkunft von Jesus Christus zuordnen (siehe Beitrag 23).

«Und dieses Evangelium vom Reich wird gepredigt werden in der ganzen Welt zum Zeugnis für alle Völker, und dann wird das Ende kommen.» Matth 24,14 / Mark 13,10

Was für ein gewaltiges Finale. Nicht Elend, Krieg und Tod, sondern Leben steht jetzt im Vordergrund: Es ist das eine lebendige Beziehung mit Gotte erwirkende Evangelium, welches hier auf dem Olymp steht. Mit dem letzten Satz «… und dann wird das Ende kommen» markiert Jesus nochmals den zeitlichen Horizont seines prophetischen Überblicks bis ans Ende unserer Zeit.


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