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Beitrag 43: Israel wird «in Sicherheit wohnen, ohne Mauern, Riegel und Tore»

Aktualisiert: 22. Jan.

Dieser Beitrag ist die Fortsetzung von Beitrag 42.

Bezüglich des Zeitpunktes des Hes 38+39-Krieges spielt auch der Text in Hes 38,10.11 eine wichtige Rolle. In diesem Text lesen wir, dass die Invasion geschehen wird, wenn Israels Feinde «einen bösen Plan schmieden und sagen: ‹Ich will hinaufziehen gegen ein offenes Land, will über die kommen, die sich ruhig verhalten, in Sicherheit wohnen — sie alle wohnen ohne Mauern, auch Riegel und Tore haben sie nicht›.» Drei Varianten, um diesen Text einzuordnen:

1.    Arnold Fruchtenbaum erklärt als Hebräisch-Spezialist, dass Hes 38,10.11 eine Selbstüberschätzung (eine Übertreibung) Israels andeutet. Mit den Worten von Fruchtenbaum: Hier handelt es sich «um eine Übertreibung … die Zefanja-Stelle (Zef 2,15) ist besonders bedeutsam, da sie dieselben Worte gebraucht wie Hes 38,11» (Handbuch der biblischen Prophetie, Arnold Fruchtenbaum, Verlag Schulte + Gerth, Asslar 1984, Seite 112). In Zef 2,15 lesen wir - laut Fruchtenbaum - von einer ausgelassenen Stadt, die sich eine falsche Sicherheit vorgaukelt, indem deren Einwohner von sich völlig übertrieben denken, dass ihnen nichts passieren kann. Eine Sicherheit, die sie meinen zu haben, die aber nicht existiert. Der Text in Zef 2,15 sagt das so: die Stadt und deren Bewohner sagen in ihrem Herzen völlig hochnäsig: «Ich und sonst gar nichts!» Wie ist sie (diese Stadt und deren Bewohner) zur Wüste geworden …!» Gemäss Fruchtenbaum besteht die «Übertreibung» in Hes 38,10.11 ebenso darin, dass Israel sich zu Beginn des Hes 38+39-Krieges in einer Scheinsicherheit wiegt. Israels Regierende werden die Lage falsch einschätzen: Sie denken über sich «Ich und sonst gar nichts, wir haben bisher alle Kriege seit der Staatsgründung in der neueren Zeit gewonnen, wir haben eine der schlagkräftigsten Armeen der Welt und ein Land mit freien und offenen Grenzen für Geschäfte und Tourismus», usw. Exakt diese Übertreibungen werden ihnen gemäss diesem Verständnis von Hes 38,10.11 zum Verhängnis.

Interessant ist, dass in dem Terrormassaker der Hamas aus dem Gazastreifen gegen die Juden am 7. Okt 2023 exakt das geschehen ist. Die Israelis verliessen sich primär auf ihre rein technische Abwehr und wiegten sich damit in einer gefährlichen Scheinsicherheit. Sie waren ein «offenes Land», wohnten im Vergleich zu den umliegenden Ländern «ruhig» und «in Sicherheit». Sie umgaben wohl andere (die Bewohner von Gaza und der Westbank) z.T. mit «Mauern, Riegel und Toren», aber sie selbst als Bewohner des Kernlandes von Israel wohnten frei und offen in einer liberalen Demokratie.

Ich persönlich finde an den Überlegungen Fruchtenbaums interessante Aspekte. Trotzdem kann ich den Text aus Hes 38,10.11 bis jetzt nicht genau einordnen. Das wiederum hängt damit zusammen, dass uns die Bibel über die Zukunft keinen exakten Fahrplan mit allen Details offenlegt, jedoch eine gewisse Grundordnung des zukünftigen Geschehens – und das ist auch gut so. Deshalb wollen wir uns demütig mit dem begnügen, was aus Gottes Wort jetzt schon verständlich ist. Das noch Unverständliche wird sich klären, wenn die Zeit dazu reif ist. Exakt so hat es Gott in aller Geduld dem Propheten Daniel erklärt: Dan 12,4.8.9.


2.    Gemäss einer zweiten Interpretation ist die Ruhe in Hes 38,10.11 (sie wohnen «ohne Mauern, Riegel und Tore») jene Ruhe, die in der ersten Hälfte der sieben Jahre Trübsalszeit durch den Antichristen lanciert werden wird. Und danach folgt der Kriegssturm von Hes 38+39. Siehe auch Blogbeitrag Nr 42, 2. Punkt.


3.    Gemäss einer dritten Interpretation von Hes 38,10.11 weist der Text prophetisch auf eine andere zukünftige ruhige Zeit in Israel hin. Der Bibeltext «Ich will hinaufziehen gegen ein offenes Land, will über die kommen, die sich ruhig verhalten, in Sicherheit wohnen — sie alle wohnen ohne Mauern, auch Riegel und Tore haben sie nicht» wird gemäss dieser Interpretation folgendermassen verstanden: Nach einer Zeit der aktuellen Bedrohung durch Hamas, Hisbollah, Huthis und Iran – deren treibende Kraft im Hintergrund – oder durch eine andere Gruppierung, kehrt in Israel wieder Ruhe und Sicherheit ein. Das wäre wünschenswert und beeindruckend. So eine ruhigere Zeit könnte durch Verhandlungen oder leider auch durch einen noch umfassenderen Nahostkrieg entstehen, bei dem die Feinde Israels so massiv geschwächt werden, dass es im Nahen Osten wieder Ruhe geben würde – zumindest für eine gewisse Zeit. Dieser Ruhezeit würde dann der Hes 38+39-Krieg folgen.


Schlussbemerkung: Wir dürfen im Umgang mit der biblischen Prophetie nicht den Fehler machen, bloss alle Ruhe- und Kriegszeiten, die in der Bibel durch die Propheten im Voraus erwähnt sind, als die einzigen auf einer Zeitachse aneinanderreihen, und meinen, wir hätten dann das ganze Bild der Zukunft. Es gibt Ruhe- und Friedenszeiten, die die biblische Prophetie NICHT erwähnt.


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